Morbus Meulengracht (auch Gilbert-Syndrom)

Morbus Meulengracht ist eine häufige Stoffwechselstörung, bei der ein Enzymdefekt bewirkt, dass der Gallenfarbstoff Bilirubin in unzureichendem Masse umgebaut und ausgeschieden wird. Das führt dazu, dass die Bilirubin-Werte ansteigen. Morbus Meulengracht hat keinen Leberschaden zur Folge und gilt daher auch nicht als Leberkrankheit im engeren Sinne. Da keine Organe geschädigt werden haben Menschen mit Morbus Meulengracht eine normale Lebenserwartung.
Durch Morbus Meulengracht werden Symptome und Medikamentenunverträglichkeit ausgelöst, was auf andere Erkrankungen und deren Behandlung einen Einfluss haben kann.

Symptome

Erhöhte Bilirubin-Werte haben eine leichte Gelbfärbung der Haut und der Augen (Ikterus) zur Folge, was bei Morbus Meulengracht allerdings nur vorübergehend ist. Bilirubin-Werte steigen auch bei anderen Erkrankungen an, wenn die Leberfunktion abnimmt.

Bei Morbus Meulengracht treten Symptome meist schubartig auf und verschwinden dann wieder. Es kommen seltener auch Symptome vor, wie starke Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen und erhebliche Übelkeit.

Einfluss auf die Behandlung anderer Erkrankungen

Da bei dieser Stoffwechselstörung manche Medikamente schlechter abgebaut werden, können sich Nebenwirkungen erheblich stärker ausbilden. Bei folgenden Medikamenten ist der Einfluss von Morbus Meulengracht bekannt: Irinotecan (Krebsmittel), östrogenhaltige Hormone, Buprenorphin, Anthraquinone, Flavonoide und bei den HIV-Medikamenten Indinavir und Atazanavir.
Bei der Einschätzung einer Leberschädigung aufgrund einer anderen Lebererkrankung, beeinflusst ein Morbus Meulengracht die Werte zur Messung der tatsächlichen Leberschädigung.
Besteht gleichzeitig mit Morbus Meulengracht eine andere Erkrankung (z.B. Sichelzellanämie), kann das die Bildung von Gallensteinen begünstigen.

Diagnose

Wenn als einziger erhöhter Wert der Bilirubin-Wert auftritt, ist das ein Indiz für ein Morbus Meulengracht, es sei denn, es würde Grund zur Annahme bestehen, dass eine Lebererkrankung vorliegen könnte. Andere Erkrankungen der Leber und z.B. Hämolyse sollten ausgeschlossen werden, weil diese auch zu erhöhtem Bilirubin-Wert führen können. Beim Morbus Meulengracht steigt der Bilirubin-Wert auch während des Fastens sowie bei fettarmer Ernährung an.
Mit einem Gentest kann der Morbus Meulengracht mit Sicherheit festgestellt werden.

Behandlung

Eine Heilung des M. Meulengracht gibt es nicht. Es lassen sich die Symptome und Probleme mildern, die mit dem M. Meulengracht einhergehen. Der Verzicht auf Alkohol, Nikotin, unregelmässige Schlafenszeiten und langes Hungern kann den Anstieg des Bilirubins positiv beeinflussen.

Die wichtigsten Laborwerte der Leberpatienten - verständlich erklärt